Wissenschaftlich fundierte Best Practices setzen neue Maßstäbe in der Behördenpraxis
Hamburg, 1. Oktober 2025 – Im Rahmen der Global Mobility Expertenrunde* wurden auch dieses Jahr wieder die besten Ausländerbehörden (ABHs) im DACH-Raum mit dem TOP ABH Award** ausgezeichnet. Geehrt wurden das Business Immigration Office Linz und das Magistrat Linz im Bereich Digitalisierung, das Büro „Internationale Organisationen“ des Ausländeramts Bonn für herausragende Serviceorientierung, die kommunale Ausländerbehörde Düsseldorf für die schnellsten Bearbeitungszeiten und die Ausländerbehörde Braunschweig für die beste Erreichbarkeit.
Die Initiative der ICUnet.AG*** macht exzellente Behördenarbeit sichtbar, fördert den Transfer von Best Practices und stärkt so die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Standorte Deutschland, Österreich und perspektivisch auch der Schweiz.
Prof. Dr. Janina Klein über die Wichtigkeit qualifizierter Fachkräftemigration
Im Rahmen der feierlichen Preisverleihung ordnete Prof. Dr. Janina Klein von der Vrije Universiteit Amsterdam, die Auszeichnungen in den Kontext der qualifizierten Fachkräftemigration ein und erklärte, warum der Award von zentraler Bedeutung ist: „Weil wir gerade an einem entscheidenden Punkt stehen: Deutschland wie auch Österreich sind massiv auf die Zuwanderung von Fachkräften angewiesen, wenn wir unseren Wohlstand und unsere Innovationskraft sichern wollen. Und die Ausländerbehörden – oft unscheinbar im Hintergrund – spielen dabei eine Schlüsselrolle.“
Klein verdeutlichte die Relevanz mit Zahlen: In Deutschland lebten Ende 2024 rund 14 Mio. ausländische Staatsangehörige; knapp 7 Mio. benötigten einen Aufenthaltstitel – über 750.000 neue Anträge allein 2024, vor allem in NRW und Bayern. Der Beschäftigungsaufbau der letzten Jahre sei ohne Zuwanderung nicht möglich gewesen: 89 % des Anstiegs sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung in fünf Jahren entfielen auf ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Österreich verzeichnete Ende 2024 572.606 gültige Aufenthaltstitel – ein Plus von über 150.000 binnen zehn Jahren. Während Deutschland mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz und Änderungen im Staatsangehörigkeitsrecht Beschleunigungen und Attraktivität anstrebt, setzt Österreich stark auf gezielte Titel wie die Rot-Weiß-Rot-Karte für Mangelberufe; die größte Gruppe stammt aus Bosnien.
Zu Fiktionsbescheinigungen betonte Klein die Systemunterschiede: In Deutschland gehören sie mittlerweile zum Alltag – ein Symptom dafür, dass Bearbeitungszeiten vielerorts noch zu lang sind. In Österreich hingegen gibt es dieses Instrument gar nicht, was Prozesse klarer erscheinen lässt, aber auch höhere Anforderungen an Geschwindigkeit und Verlässlichkeit stellt.
Mit rund 292.000 Einbürgerungen zeigte Deutschland 2024 einen historischen Höchststand (+46 % ggü. Vorjahr), insbesondere aus Syrien, der Türkei und dem Irak. Österreich verzeichnete 2024 über 21.800 Einbürgerungen und vor allem syrische, türkische, afghanische und US-amerikanische Staatsangehörige. Während Deutschland von verkürzten Fristen und Erleichterungen im Staatsangehörigkeitsrecht profitiert, bleibt Österreich restriktiver.
Auf die Frage, warum dieser Award so wichtig sei, antwortete Klein: „Oft hören wir: Ausländerbehörden sind das Nadelöhr. Genau darum geht es: Sie können das Bottleneck sein – oder der Türöffner. (…) Mit dem ABH-Award zeichnen wir die Besten aus – nicht nur, um sie zu ehren, sondern damit andere von ihnen lernen können. (…) Mein herzlicher Dank gilt der ICUnet.Group (…) als echtem Thought Leader.“
Hochkarätige Stimmen aus Wirtschaft und Politik
Aus der Expertenrunde persönlich mit dabei waren Unternehmerinnen und Unternehmer von ICUnet.AG, Siemens, Evonik und RWE, die gemeinsam mit den geehrten Behördenvertreterinnen und -vertreter auf die direkten Auswirkungen ihrer (Zusammen-)Arbeit blickten:
Zur Rolle von reibungslosen Behördenprozessen bei qualifizierter Zuwanderung, speziell für die Energiewende, sagte Eric Gangey, Head of Global Shared Services HR, RWE Generation SE und Gastgeber dieser Expertenrunde: „Energiewende heißt für RWE: neue Technologien (…) da reicht das Maß der Hochschulabgänger nicht unbedingt aus. (…) Für uns [bei RWE] ist daher die Integration von ausländischen Fachkräften (…) essenziell wichtig (…) Da kommt es natürlich auch darauf an, dass wir im Rekrutierungs- und auch im Integrationsprozess keine Zeit verlieren. Ich glaube daran, dass das nur gut funktionieren kann, wenn wir [mit den Behörden und Dienstleistern wie der ICUnet.AG] zusammenarbeiten (…) So ein Award macht sichtbar, dass es eben doch gute Beispiele gibt. Und er belohnt auch die, die sich in den Strukturen um Veränderungen bemühen.“
Ebenfalls persönlich vor Ort war Anna Gallina, Senatorin für Justiz & Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie unterstrich die juristisch-strukturelle Perspektive und erläuterte, worauf das Welcome Center Hamburg setzt, um es in Zukunft auch auf das Siegertreppchen des ABH-Awards zu schaffen: „Für uns ist es ganz entscheidend, dass wir die Strukturen so bauen, dass sie für die Bedarfe auch funktionieren, deswegen haben wir dieses Welcome Center (…) und da wollen wir den Leuten die Sorge vor dem großen Bürokratie Dschungel nehmen und uns auf das einstellen, was sie brauchen – sowohl unternehmensseitig, als auch arbeitnehmer*innenseitig – und wollen auf diese Weise die beste Integration in den Arbeitsmarkt voranbringen. Deswegen setzen wir auf Niederschwelligkeit, nicht mehr nur Amtssprache Deutsch, wie es früher mal war, weil es allein dadurch so viele Missverständnisse gibt (…) und auch wirklich zu versuchen, möglichst viel, von dem, was notwendig ist, für eine ausländische Fachkraft, um hier anzukommen, dort abzubilden und nicht ping-pong zwischen Zuständigkeiten zu spielen. Uns treiben große Fragen um, auch wie wir Verfahren beispielsweise auf der Justizseite beschleunigen können und wie wir eben auch da zu guten Regelungen kommen, die dem angemessen sind, was wir tatsächlich brauchen, also dass man sich mit Regelungen nicht selbst im Weg steht.“
Die Preisträger im Überblick – teilweise zum wiederholten Male geehrt
Das Business Immigration Office Linz & Magistrat Linz, letztes Jahr geehrt für exzellente Serviceorientierung, schnitt dieses Jahr mit der besten Digitalisierung ab und war vertreten durch Thomas Roßgatterer und Lisa Kern. Die Behörde war maßgeblich an Konzeption und Implementierung von „AnNa“ (Anwendung Niederlassung und Aufenthalt) für ganz Österreich beteiligt. Nach Pilotierung in Linz ist das System seit 2022/2023 bundesweit im Einsatz. Das Resultat ist ein schneller, verlässlicher Datenaustausch mit Botschaften (innerhalb weniger Tage statt Wochen), reibungslose elektronische Aktenübergabe bei Wohnsitzwechseln sowie präzise, effiziente und nahezu fehlerfreie Prozesse. Seit 2008 unterstützt ein digitales Terminbuchungssystem Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Zuziehende. Auch Innovation wird konsequent vorangetrieben: Durch den Einsatz einer internen KI können Prozesse gezielt getestet und optimiert werden, beispielsweise im Beschwerdemanagement.
Dieses Jahr wurde für exzellente Serviceorientierung das Büro „Internationale Organisationen“ des Ausländeramts Bonn ausgezeichnet, welches 2024 bereits für ausgezeichnete „Erreichbarkeit“ und „Bearbeitungszeit“ geehrt wurde. Damit ist diese Behörde deutschlandweit Vorreiterin. Sie agiert als zentraler Ansprechpartner für Hochschulen, Universitäten und Global Player in Bonn. Für Angelika Zilles bedeutet Serviceorientierung, Menschen dort abzuholen, wo sie stehen – mit Transparenz über Terminabläufe und Folgeschritte. Kundennähe, professionelle Kommunikation und klare Prozesse schaffen Vertrauen und erleichtern Integration. Bonn baut Brücken – zwischen Kulturen, Verwaltung und Gesellschaft, Ankommen und Teilhabe.
Von der kommunalen Ausländerbehörde Düsseldorf waren Rana Bhattacharjee und Frank Rodemann anwesend, um den Preis für die kürzeste Bearbeitungsdauer entgegenzunehmen. Mit klarer Zielsetzung – zügig, zuverlässig und respektvoll zu begleiten – hat Düsseldorf Bearbeitungszeiten spürbar verkürzt, Online-Anträge eingeführt und Kommunikation modernisiert. Seit März 2025 unterstützt ein Neukundencenter Menschen bei der Erstankunft. Mutig öffnete Düsseldorf zudem Notfall-Spontanvorsprachen ohne Termin: Nach anfänglichem Andrang pendelte sich das Aufkommen ein – dank digitaler Anträge und effizienterer Prozesse wird spontane Vorsprache immer seltener nötig.
In der Kategorie beste Erreichbarkeit ging der Award an die Ausländerbehörde Braunschweig, virtuell überreicht an Philipp Scholz. Die Behörde in Braunschweig steht für direkte, verlässliche Ansprechbarkeit. Dringlichkeiten werden erkannt, kurzfristige Termine im Rahmen des Möglichen angeboten – ein starkes Signal für Flexibilität, Verantwortungsbewusstsein und Bürgernähe.
Leuchttürme identifizieren und Willkommenskultur verbessern
Tobias Nehls, Head of Global Mobility Management Siemens und Mitglied der Expertenrunde fasst die Veranstaltung wie folgt zusammen: „Ich finde es eine super wichtige Sache (…) auf die ICUnet-Initiative hin, die Leuchttürme zu identifizieren und sichtbar zu machen (…). In Deutschland macht die föderale und kommunale Struktur vieles komplizierter. Wenn Dienstleister [wie die ICUnet.AG gemeinsam mit der Global Mobility Expertenrunde] dafür sorgen, dass exzellente Behörden auch eine angemessene Anerkennung bekommen (…), tragen wir alle dazu bei, dass Prozesse überall besser werden. Für uns [bei Siemens] absolut erfolgskritisch.“
Video-Inhalte:
00:00-03:40 min: Interview mit Anna Gallina, Senatorin für Justiz & Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg
03:41-08:03 min: Interview mit Eric Gangey, Head of Global Shared Services HR, RWE Generation SE und Gastgeber dieser Expertenrunde
08:04-10:22 min: Interview mit Angelika Zilles, Sachbearbeiterin im Büro „Internationale Organisationen“ des Ausländeramts Bonn
10:23-11:48 min: Interview mit Rana Bhattacharjee, Leiter des Amtes für Migration & Integration Düsseldorf und Frank Rodemann, Leiter Kommunale Ausländerbehörde Düsseldorf
11:49-15:00 min: Interview mit Tobias Nehls, Head of Global Mobility Management Siemens und Mitglied der Expertenrunde
Weitere Informationen zum Thema:
Interview von Dr. Fritz Audebert in der dritten Ausgabe der „Migrationspolitischen Debatten“ der Konrad-Adenauer-Stiftung, S. 10-12
Rückfrage-Hinweis / Presse-Kontakt:
Alessa Zehe | Teamlead Marketing & PR, ICUnet.AG
alessa.zehe@icunet.group | +49 851 988666-889
ICUnet.AG, Fritz-Schäffer-Promenade 1, 94032 Passau
*Über die Expertenrunde:
Das Gremium der von der ICUnet.AG organisierten „Global Mobility“ Expertenrunde umfasst die namhaften Unternehmen BMW, Merck Group, Schwarz-Gruppe, Henkel, RWE, Volkswagen, Barry Callebaut, OMV, Siemens, Evonik, Allianz und Sanofi. Diese treffen sich viermal im Jahr, um über Themen der globalen Mobilität und Fachkräftegewinnung sowie die Verbesserung der Immigrationsprozesse zu sprechen.
**Über den TOP ABH Award:
Der TOP ABH Award zeichnet jährlich herausragende Ausländerbehörden im DACH-Raum aus. Zur wissenschaftlichen Basis des Awards erläutert Prof. Dr. Janina Klein die Mixed-Methods-Studie wie folgt: Im Jahr 2024 identifizierten Focus Groups mit den Global-Mobility- und Relocation-Consultants der ICUnet.Group herausragende ABHs in den vier Fokusbereichen Digitalisierung, Erreichbarkeit, Serviceorientierung, Bearbeitungszeit. Daran schlossen qualitative, halbstrukturierte Interviews mit Behördenvertreterinnen und -vertreter an; ein Fachpanel evaluierte die Ergebnisse und hob Best Practices hervor. Dieses Jahr wurde das Vorgehen erweitert: Zusätzlich wurden externe Global-Mobility-/Relocation-Consultants, HR-Verantwortliche sowie (ehemalige) Expats befragt. Das vergrößerte Sample erhöht die Validität und rückt reale Erfahrungen noch stärker in den Fokus. Ziel ist es, so Best Practices sichtbar zu machen, Lernimpulse zu geben und Behördenarbeit entlang internationaler Anforderungen weiterzuentwickeln.
***Über ICUnet.AG:
Die 2001 in Passau gegründete und heute an über 20 Standorten weltweit vertretene ICUnet.AG, spezialisiert auf qualifizierte Fachkräftemigration und globale Talentstrategien, ist als europäischer Marktführer für interkulturelle Beratung und Global Mobility in über 75 Ländern aktiv. Das interdisziplinäre und interkulturelle Expert*innen-Team hat bereits Relocation- und Immigration-Services für 40.000+ Fachkräfte weltweit durchgeführt. Mit mehr als 80 gewonnenen Awards ist ICUnet.AG das am häufigsten ausgezeichnete Unternehmen seiner Branche, dem über 24 DAX-, 22 Euro Stoxx- und mehr als 450 mittelständische Unternehmen vertrauen.
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